Samstag,25.06.2016

Träumen von Goldmedaillen, Stanley Cup oder Olympischen Spielen. Zeit und Geld werden ohne Ende investiert. Sie haben es erraten, liebe Leserinnen und Leser. Es handelt sich um die sportliche Leistung der Kinder von, gelinde gesagt, übermotivierten Eltern, die das Befinden der ganzen Familie vom sportlichen Erfolg ihrer Sprösslinge abhängig machen und sich einen Lebensstil aneignen, welcher der sportlichen Karriere untergeordnet wird. Kürzlich sorgte ein Foto des Kinderlaufes in Linz für Furore in den Medien. Eltern zerren und schleifen ihre kleinen «Sportskanonen» über die Ziellinie. Mit Spass hat das nichts mehr zu tun. Solche Situationen treffen wir auch bei uns an. Schreiende Väter an der Seitenlinie, hysterische «Hockeymuttis» oder auch «Tenniseltern», die ihre Kinder von der Tribüne aus coachen. Die Erwartungen an den Nachwuchs sind hoch. Stolzerfüllte Eltern, wenn der Sohn ein Tor schiesst, aber auch enttäuschte und frustrierte Väter und Mütter, wenn ihre «Investitionsobjekte» versagen. Scheitert ein Kind oder zerbricht am Druck der Eltern, erleidet es eine bittere Enttäuschung. Lob, Anerkennung und Zuneigung ertrinken in Tadel und Vorwürfen. Die betroffenen Kinder sind unglück- lich über sich selbst, aber vorwiegend traurig, dass sie die Eltern nicht zufrieden stellen konnten. Hier ereignen sich Tragödien in ihrer Sporthistorik. Mit dem Vertrauensverlust in das eigene Können, aber auch in die bedingungslose Liebe der Eltern, schaltet das Gehirn auf stur und kann nur schwer Neues dazu lernen. Mit ihrem druckvollen Verhalten zerstören Eltern die vielseitige, sportliche Entwicklung ihrer Kinder und möglicherweise auch die Spitzen- sportkarriere. Vor allem aber rauben sie ihnen die unbeschwerte Kindheit.

Eltern sind wichtig für die sportliche Entwicklung ihrer Kinder und ein Grossteil meistert diese Aufgabe verantwortungsvoll und fördernd. Bei Eltern, die ihre Kinder zu Spitzensportlern trimmen wollen, könnte es böse in die Hose gehen. Anfangs haben ihre Schützlinge Vorsprung auf ihre gleichaltrigen Kameraden, da sie einen enormen Trainingsvorsprung aufweisen. Schon bald einmal holen aber die anderen Kinder auf und der Vorsprung schrumpft. Der gleiche Effekt konnte auch im Bereich der Frühförderung in der Schulbildung gezeigt werden. Diese bringen dann den Vorteil einer breiteren, sportlichen Ausbildung mit und sind eigenständiger. Sie wurden nicht ständig von kreisenden «Helikoptereltern» überwacht und übersteuert, sondern mussten bereits selber Entscheide fällen. Den Sommer haben sie nicht in der Eishalle oder beim Privattrainer verbracht, sondern draussen beim Spielen mit Freunden oder gar im Polysportlager und sie konnten so wichtige soziale Kontakte knüpfen. In diesem Fall wird Sport mit Freude verbunden und wird aus Eigeninteresse betrieben und nicht wegen der Anerkennung der Eltern. Bekanntlich verbleiben Kinder länger beim Sport, wenn Eltern diesen vorleben und einen natürlichen, lehrreichen Umgang mit Erfolg und Niederlage pflegen. Der Durchbruch zum Spitzensportler ist von vielen Faktoren abhängig, auch von einer grossen Portion Glück. Durchaus gewinnen ab und an die «Dressurpferdchen», öfters aber die wahren Talente und die können sich Zeit lassen. Eltern können Talenten mit ihrem unermesslichen Ehrgeiz den Weg an die Spitze versperren und ihnen den Sport zum Graus machen. Ich schliesse mit einem Riesendank an El- tern, die ihren Kinder vielseitige Bewegung und regelmässiges Training ermöglichen und hoffe, dass Vereine und Verbände übereifrige Eltern vermehrt in die Schranken weisen.

Mit Spass hat das nichts zu tun