Klimadebatte hat den Sport erreicht
Eine halbe Million Fußball-Fans sind an den Spieltagen in der Bundesliga zu Gast, um ihre Mannschaften zu unterstützen. Die meisten reisen mit dem Privatwagen an, Bratwurst und Bier steht an der Tagesordnung und ihr verursachter CO2-Fußabdruck ist gigantisch.
Ein deutscher Journalist vom Medium Deutschlandfunk hat diesen schier unglaublichen Fakten zusammengetragen und berechnet, dass 60’000 Bäume gepflanzt werden müssten, um allein den CO2-Fußabdruck der Stadionbesucher in der ersten Liga klimatechnisch zu kompensieren. Kaum ein Tag vergeht, ohne dass auf das marode Klima auf unserer Erdkugel hingewiesen wird. Liebe Leserinnen und Leser, endlich ist die Klimadebatte auch im Sport angekommen.
Zaghaft und noch im Flüsterton - doch es tut sich was. Ich möchte vorausschicken, dass ich hier sicherlich nicht eine Moralpredigt über uns Klimasünder und Klimasünderinnen abhalten werde, sondern die Aktualität aufgreife. Im Übrigen bin ich nicht besser als der grösste Teil unter uns und sicher nicht fehlerfrei und mein sportliches Leben ist nicht CO2-neutral. Ich nehme Petflaschen mit auf eine Bergtour, mein Turnschuhverschleiss ist beachtlich und ich nutze auch nicht nur den öffentlichen Verkehr. Sport, respektive seine Stakeholder haben eine globale Strahlkraft und gerade berühmte Sportstars können eine immense Reichweite generieren und so tausende von Menschen mit der Klimadebatte konfrontieren. Auch
Vereine und Sportanlässe können als Multiplikator agieren.
Spricht der herausragende Bergpionier Reinhold Messner über Klima, kommt das beim Publikum gut an und schafft Betroffenheit und das nicht nur bei Alpinisten und Alpinistinnen. Aktuell äussern sich viel mehr Film- oder Musikstars zur Klimapolitik als Sportler und Sportlerinnen. In Hollywood gehört das irgendwie zum guten Ton. Öko ist angesagt. Es ist an der Zeit, dass sich Sportlerinnen und Sportler auch äussern. Das bedeutet nicht, dass sie fehlerfrei sein müssen. Es ist mir klar, dass es im Spitzensport unumgänglich ist in ein Flugzeug zu steigen. Die globale Wettkampfplanung lässt so etwas gar nicht zu. Wertvoll wäre, wenn aber Verbandskongresse nicht noch unnötige Vielfliegerei generieren würde. Der deutsche Kanusport hat interessante Konsequenzen eingeleitet und konzentriert sich zukünftig darauf, Weltcups an nahe bei einander liegenden Orten zu organisieren und reduziert mit diesem weitsichtigen Verhalten die langen Reisen. Funktionäre fliegen nur noch wenn nötig und reisen alternativ an. Sport kann durchaus viel für den Klimaschutz machen. Veranstaltungen können ökologische Massnahmen ergreifen. Regionale Produkte und Mehrweggeschirr einsetzen und regionale Stromanbieter bevorzugen. Reduktionen auf Tickets bei der Anreise mit dem öffentlichen Verkehr, keine Mineralölsponsoren, etc. sind alles geeignete Massnahmen, die relativ einfach umsetzbar sind.
Der Sport kann so selber etwas zum Umweltschutz beisteuern und nimmt gleichzeitig die Vorbildrolle für die Gesellschaft und gar ein Millionenpublikum ein, was wiederum ein Mehrwert für den Sport generiert.
Wird der Sport umweltverträglicher und ist bereit, diesen Aufwand zu betreiben, erhöht sich die Akzeptanz in der Gesellschaft. Wir haben übrigens in der Region einen Laufevent, der seit Jahren CO2-neutral unterwegs ist - der Kerzerslauf hat mit seiner Nachhaltigkeitsstrategie eine Vorreiterrolle übernommen und andere Laufevents eifern ihm nun nach. Schade, dass die FIFA keine Lust auf Umweltschutz hat. Mit ihren finanziellen Mitteln könnte sie problemlos sehr innovative, umweltfreundliche Grossanlässe entwickeln und durchführen und gar Geld in die Klimaforschung stecken. Sie hat aber Weltmeisterschaften in Qatar bevorzugt. Ein Schelm wer an Korruption und Öl denkt... Es ist auch an uns Sportlerinnen und Sportlern etwas für unsere Erdkugel zu tun. Viele kleine Schritte sind besser als nichts und auch ich muss mich mehr bei der Nase nehmen.