Kinder sollten Schwimmen lernen
Sind sie ein leidenschaftlicher Schwimmer? Diese beliebte Sportart gehört, nebst Radfahren und Wandern, zu den Beliebtesten in der Schweiz. Auch Jugendliche und Kinder lieben das Schwimmen. Mit dieser durchaus gesunden und sportlichen Fertigkeit trainieren sie Ausdauer, Kraft, Mobilität und natürlich ihre motorischen Fähigkeiten. Sie schützen sich aber auch vor dem Ertrinken. Nichtsdestotrotz verzeichnete die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) zwischen 2004 und 2015 weit über 400 Todesfälle durch Ertrinken; meist in offenen Gewässern wie Seen und Flüssen. Bei Kindern bis 14 Jahre ist es gar die zweithäufigste unfallbedingte Todesursache. Wer es als Kind verpasst, sich im Element Wasser sicher zu bewegen, wird als Erwachsener das Wasser eher meiden – was sehr schade ist. Das Wasserschloss Schweiz ist mit seinen sauberen Seen und Flüssen absolut einmalig.
Ich finde es grossartig, dass der Kanton Bern Schwimmen fix im Lehrplan auf der Volksschulstufe integriert. Das soll nicht heissen, dass sich die Eltern aus der Verantwortung schleichen können. Primär ist es ihre Aufgabe, dass ihr Kind schwimmen lernt. Das gilt auch für Eltern mit anderem kulturellem Hintergrund. Die Schule leistet gerne einen Beitrag dazu. Ich habe als Turnlehrerin öfters erlebt, dass vorwiegend Mädchen oder junge Frauen mit muslimischen Wurzeln oder auch Kinder aus fundamental christlichen Kreisen nicht schwimmen können, da es ihnen nicht gestattet ist, eine Badeanstalt zu besuchen.
Für mich zweifelsohne kein Grund, sie vom obligatorischen Schwimmunterricht zu dispen- sieren. Ganz im Gegenteil. Sie sollen die Chance kriegen, wie alle anderen Kinder und Jugendliche, schwimmen zu lernen und sich im Wasser wohl zu fühlen. Selbstverständlich dürfen sie einen Ganzkörperschwimman- zug (Burkini) tragen! Es ist wichtig, dass alles daran gesetzt wird, jedem Schulkind der Primarstufe Bewegungserfahrungen im Wasser zu ermöglichen.
Seit zwei Jahren müssen im Kanton Bern alle Schülerinnen und Schüler bis Ende des 4. Schuljahres den Wasser Sicher- heits- Check (WSC) absolviert haben und kriegen bei Erfolg einen Ausweis. Bei Nichtbestehen werden die Eltern infor- miert und die betroffenen Kinder haben die Möglichkeit, mittels spezifischen Schwimmkursen bis Ende des 6. Schuljahres den WSC zu erlangen. Wie schon erwähnt, zeigt sich der Kanton Bern mit seinen Absichten sehr fortschrittlich. Leider ist es nach wie vor Realität, dass ein Gross- teil aller Primarschülerinnen- und schüler nicht in den Genuss des obligatorischen Schwimmunterrichtes kommen. Wir haben zu wenig Schwimmgelegenheiten, respektive Hallenbäder. Es ist dringend nötig, dass wir in einigen Regionen Hallenbäder bauen können oder die bestehenden besser auslasten dürfen. In Ferienorten können teilweise Hotelbäder zu Randstunden genutzt werden. Mir ist auch klar, dass dieses Unterfangen hohe Kosten verursachen wird.
Es braucht nicht nur neue Bä- der, sondern auch ein paar kreative Ideen, wie beispielsweise die bestehenden Bäder optimal genutzt werden können. Ich bin gespannt, wie der Kanton Bern das Problem angehen wird. Ich schliesse mit einem Zitat des Physikers und Philosophen Isaac Newton: «Denn wer schwimmen will, muss zu den Flüssen gehen». Ich würde in unserer Sachlage und doch einige Jährchen nach Newtons Zeit, anstelle der nicht ganz ungefährlichen Flüssen wohl eher zu Bäder tendieren…