Fällt Schwimmen ins Wasser

Fällt Schwimmen ins Wasser

Sind sie Schwimmerin oder Schwimmer und geniessen ab und an oder gar regelmässig die Badeanstalten? Dann sind sie ganz sicher nicht alleine und entrüsten sich möglicherweise auch über die zahlreichen Schliessungen unserer Bäder in der Region oder generell im Kanton Bern. Schwimmen ist laut einer breit angelegten Befragung die Nummer 3 in der Sportartenhitparade. Nur Wandern und Velofahren übertrumpfen noch. Beliebt ist Schwimmen bei Jung und Alt und alle Geschlechter lieben es. Am Bielersee will Twann sein Bassin rückbauen, in La Neuveville gibt es wohl bald kein Lernschwimmbecken mehr und weitere Bäder sind bereits ersatzlos gebodigt worden. Es schleckt keine Geiss weg, dass der Unterhalt dieser Sport- und Freizeitanlagen kostspielig ist. Ist nicht aber der Verlust an Bewegung und speziell hier auch die Sicherheit im Wasser viel höher einzustufen? Nicht nur im Seeland finden die Gemeinden zusammen keine Lösungen und schieben die alleinige Verantwortung dem Kanton in die Schuhe. Wahrlich ist der Kanton in der Pflicht, wenn es um die Sicherstellung des obligatorischen Schulschwimmens geht und ich finde auch, dass ein Engagement seitens Kanton nötig sein wird. Eine Aussage der zuständigen Direktion war, dass alles darangesetzt werden muss, damit alle Schülerinnen und Schüler in der Primarschule die Möglichkeit erhalten, Bewegungserfahrungen im Wasser zu sammeln und das Schwimmen zu erlernen. Trotzdem ist es sehr einfach und nicht fair, sich hinter der Obrigkeit zu verstecken.

Die Gemeinden sind genauso in der Pflicht, denn es geht nicht nur um das Schulschwimmen, sondern auch um ein Sport- und Freizeitangebot für die Bevölkerung.

Sumiswald lässt grüssen - dort haben sich die 14 Nutzergemeinden, welche das Bad jahrelang rege nutzten, gegen einen solidarischen Beitrag zur Unterstützung des Bades gestellt. Die lahmen Rechtfertigungen tönen überall gleich: Spargründe und andere Bauvorhaben. Das Bädersterben plätschert stetig weiter im ganzen Kanton und die Wassersicherheit von Kindern und Jugendlichen nimmt rasant ab. Ebenso wird einer der populärsten Sportarten, die gerade auch von älteren Menschen sehr geschätzt wird, der Boden unter den Füssen weggezogen oder wortwörtlich «das Wasser weggespült». Luxuriöse Wellnessanlagen sind keine ehrlichen Alternativen, denn dort sind meist lärmende Kinder nicht erwünscht und die Anlagen haben nichts mit einem Lernschwimmbecken oder einem Sportbad zu tun. Dort geht es vielmehr um Erholung und suhlen. Einigermassen rätselhaft ist mir, wieso sich ausgerechnet Seegemeinden unserer Region nicht zusammenraufen und sich für die Sicherheit im und am Wasser einsetzen. Schwimmen lernt man selten im offenen Gewässer, sondern eben in einem Bad. Bestenfalls und wünschenswert gar während der obligatorischen Schulzeit. Nicht nur Bäder kämpfen ums Überleben, auch andere Sportstätten. Auf der Hand liegt, dass grosse Sportanlagen zukünftig nur überregional und zusammen erfolgreich betrieben werden können. Die Freizeitmöglichkeiten tragen entscheidend zu einer attraktiven Region bei und stärken den Standort. Das Gesak (Gemeindesportanlagenkonzept) soll nicht ein kurioses Kürzel bleiben, sondern endlich Schule machen. Unsere Gesellschaft wandelt sich und das Bedürfnis an informellem Sport wächst zunehmend. Gerade bei den Schwimmbädern müssten Gemeinden für ihre Bevölkerung und ihre Bedürfnisse zusammenstehen. Wir haben zu wenig Fussballfelder, Turnhallen und die die jungen Generationen lechzen nach speziellen Anlagen wie Kletterwänden, Pumptracks, etc.
Die integrale Betrachtungsweise des Bewegungsraumes rückt in den Fokus. Diese Begegnungszonen bringen die Generationen zusammen. Liebe Sporttreibende, letztlich ist es eine Frage der Prioritäten. Schwimmbäder scheinen keine mehr zu sein. Schade!