Die Spitzensportförderung der Armee gehört nicht abgeschafft!
Die Bilanz der Medaillen an Sportgrossanlässen der Schweizer Athletinnen und Athleten ist sehenswert. Gehen wir den Erfolgen auf die Spur, darf sich die Schweizer Armee ein deftiges Stück von der Sahnetorte abschneiden. Seit einigen Jahren ist ein gut funktionierendes System zur Unterstützung des Spitzensportes herangereift. Liebe Leserinnen und Leser, die Armee hat diese Verantwortung zuverlässig wahrgenommen - messbar an den Erfolgen in den verschiedensten Disziplinen unserer Spitzensportlerinnen und Spitzensportlern. Es brauchte etliche Jahre, um das Gefäss weiterzuentwickeln und Dank ein paar sehr hartnäckigen Machern und Macherinnen ist das gelungen. Als langjährige Trainerin freut es mich enorm, festzustellen, dass in diesem besonderen Konstrukt praktisch alles dem Training untergeordnet wird. Gewehr und Kaserne kennen die heutigen Soldaten (die männliche Form ist übrigens in diesem Fall auch für Frauen üblich) nur noch vom Hörensagen. Bis ins Jahr 1998 galt unsere Armee als sture Verhinderin des Leistungssportes. Junge Sportler konnten es sich nicht leisten, 18 Wochen ungeregelt oder gar nicht zu trainieren. Wenig verwunderlich, dass zahlreiche Spitzensportler ironischerweise als untauglich für den Militärdienst eingestuft worden sind. Der Frauenanteil in der Spitzensport-RS ist in den letzten drei Jahren rasant angestiegen, obschon diese nicht wehrdienstpflichtig wären.
Dank den Geldern der Armee können sich die Athletinnen dem geforderten Training widmen.
Stehen sie nach der RS gar als «Sportsoldat Zeitmilitär» im Dienst des Vaterlandes müssen sie zu Beginn ihrer Profikarriere, welche sich meist genau in diesem Zeitfenster aufspannt, keiner Erwerbstätigkeit nachgehen. Eine einmalige Chance für viele, die gerne und mit Stolz genutzt wird. Als Botschafterinnen und Botschafter repräsentieren die Athleten und Athletinnen die Schweiz und das in einer doch sehr friedlichen Ausprägung. Einigermassen erstaunt nahm ich vor einer Woche zur Kenntnis, dass Exponentinnen der Grünen ein breit abgestütztes und funktionierendes System abschaffen wollen. Mir ist schleierhaft, was die Beweggründe sind. Vielleicht war der Sommer einfach zu heiss und hat die Gemüter erhitzt. Argumente wie Sport und Armee passen nicht zusammen, stimmen schon historisch nicht. Damit der obligatorische Schulsport, damals noch Körpererziehung genannt, verankert werden konnte, legitimierten Bund und Kantone diesen 1874 über die Militärorganisation. Der Bund verpflichtete die Kantone zur Einführung des obligatorischen Turnunterrichts für Knaben und so konnte die Körpererziehung in der Schule allgemein durchgesetzt werden. Die Armee ihrerseits förderte den Radsport, indem sie 1892 Fahrradtruppen einführte, sowie den Skisport, der vor allem während des Reduits in die Ausbildung der Gebirgsinfanterie integriert wurde. Dank der Ansiedelung des Sportes im Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) ist dieser heute gesetzlich verankert. Und zwar nicht in erster Linie der Spitzenspot, sondern eben auch der Breiten- und Schulsport. Würde die Spitzensportförderung in der Armee, welche von Swiss Olympic, dem Bundesamt für Sport (BASPO), den Sportverbänden und seinen Athletinnen und Athleten breit getragen wird, abgeschafft, wäre das eine krasse Abwendung vom Spitzensport.
Die angedachte Lösung, das Förderinstrument dem BASPO anzugliedern, ist nicht durchdacht. Beispielsweise sind Männer nach wie vor militärpflichtig und müssten dann ganz normal in den Dienst einrücken, respektive wären dann plötzlich wieder ganz viele, gesunde Spitzensportler dienstuntauglich. Auch die finanzielle Tragweite ist nicht erkannt worden. Versicherungen, Erwerbsersatzordnung, etc. müssten völlig anders geregelt werden. Mir ist klar, dass nicht alle Spitzensportlerinnen zur Armee gehören wollen und das akzeptiere ich selbstverständlich und es ist sowieso freiwillig, diesen Weg einzuschlagen. Es wird sich aber um eine Minderheit handeln und ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Athletinnen ihren Mitstreiterinnen den gewählten Weg verbauen wollen. Im Übrigen hinkt die Schweizer Armee im internationalen Vergleich bei der Leistungssportförderung zahlenmässig immer noch deutlich hinterher. So hoffe ich im Sinne der Athletinnen und Athleten, dass der Sommer bald abkühlt und sich die Gemüter beruhigen. Wir brauchen keine unnötigen Reformen. Die klare Ansage der Armee, dass alle Fördermöglichkeiten Frauen und Männern gleichermassen offenstehen, spricht für sich.