Bärenstarke Bernerinnen und Berner
Ein Sporthöhepunkt jagt den nächsten im Kanton Bern. Kambundji explodierte förmlich über den 200m-Sprint und pulverisierte den Schweizer-Rekord von Léa Sprunger. Die junge OL-Läuferin Simona Aebersold sammelte insgesamt drei Medaillen an den OL-Weltmeisterschaften und offensichtlich sind YB, SCB und der SV Wiler-Ersigen eine Macht im Spielsport und verteidigen regelmässig ihre Meistertite.
Liebe Bernerinnen und Berner, sind sie auch etwas stolz auf diese Leistungen? Ist es wirklich Zufall, dass die Berner der Schweizer Sportwelt dominieren? Ein Journalist stellte sich nämlich diese Frage und ist zum Fazit gekommen, dass im Sport nicht immer alles erklärbar sei und dass das so auch gut sei. Mit einem Augenzwinkern behaupte ich, dass es kein Zufall ist - Bernerinnen und Berner sind nämlich bärenstark. Besonders ein Exemplar verkörpert diese urchige Stärke besonders deutlich. Vom König der Herzen zum «höchsten Eidgenossen» erkoren.
Christian Stucki hat die sportliche Höchstleistung erbracht und dieses Gefühl muss unglaublich befreiend und betörend wirken.
Nicht nur die Schwingfans, sondern alle Sportfreunde und Sportfreundinnen haben dem bärenstarken Seeländer den Titel gegönnt; froh, dass der Hüne in der gleissenden Hitze nicht 16 Minuten kämpfen musste, um seinen deutlich jüngeren Gegner in das Sägemehl zu legen. Dieses Sportmärchen geht runter wie Öl, nicht zuletzt, weil Stucki nicht bei allen Schwingsportspezialisten auf der aufregenden Favoritenliste gestanden hat. Eine grandiose, sportliche Leistung und vorwiegend ein respektvoller, emotionaler Höhenflug wird einen weiteren Berner Schwinger in die Annalen hieven. In den nächsten Monaten wird er sich medial vermarkten können. Das gibt Gelegenheit sich zu positionieren und ich traue ihm durchaus zu, dass wir mit ihm einen fähigen, authentischen Sportbotschafter für den Kanton Bern und die Schweiz gewonnen haben. Für mich jedenfalls ist er der perfekte Botschafter, denn er kann emotionale Betroffenheit schaffen und Freude verbreiten aber auch Enttäuschung zeigen. In der Niederlage bleibt er sportlich und fair und im Siegestaumel wirkt er nie überheblich. Er kommt nicht zu glatt und gefeilt rüber, sondern steht auch zu seinen Meinungen und diese gibt er ziemlich ungeschminkt und direkt von sich. So wetterte er über die unfaire Ticketvergabe am Eidgenössischen Schwingfest und konnte nicht verstehen, dass Aktivschwinger nicht automatisch Anrecht auf ein Ticket haben. Alle haben es gedacht, er hat es gesagt. Er hat auch keine Mühe zu erzählen, dass er ein modernes Familienleben lebt; so arbeitet seine Frau auch und es gibt einen «Papatag». Er hilft zu Hause ganz selbstverständlich mit. Besonders sympathisch ist seine Botschafter-Funktion beim Schweizerischen Roten Kreuz. Ein Sportler mit viel Empathie. Möglicherweise hat er auch deswegen ein solch ausgezeichnetes Gefühl im Zweikampf. Das Prädikat «ältester Schwingerkönig» spricht für sich. Stucki wird nicht mehr ewig kämpfen und ich hoffe sehr, dass er dem Sport in anderen Funktionen erhalten bleibt. Zurück zum Erfolgsrezept der Berner Sportdominanz: Vielleicht ist es auch Zufall und ein bisschen Glück. Aber ganz klar haben viele Coaches und Trainer gute Arbeit geleistet und ihre Athletinnen und Athleten zum Erfolg begleitet. Die erfolgreichen Sportlerinnen und Sportler haben viel Wille und Durchhaltevermögen gezeigt und durften von ihren Sparringpartnern, Teamkollegen und Wegbegleitern profitieren. Viele Gemeinden versuchen das Sportangebot gezielt zu fördern und der Kanton Bern verleiht sich gerne die Sportflagge. Es ist aber auch Tatsache, dass wir etliche Baustellen haben. Der Wille den Sport auch in der Schule und der breiten Bevölkerung noch besser zu verankern ist mit der Sportstrategie des Kanton Bern da. Die Gretchenfrage wird zukünftig sein, ob die Politik auch bereit ist, die finanziellen Mittel, Infrastruktur und «Manpower» zu generieren. Kinder und Jugendliche und die breite Bevölkerung jeden Alters soll letztlich von noch besseren und mehr Bewegungsangeboten