Wenn mächtige Herren Seilschaften pflegen

Die Umarmung zwischen dem weissrussischen Staatspräsidenten Alexander Lukaschenko und René Fasel, dem Präsidenten der International Ice Hockey Federation (IIHF), zeigen einmal mehr, wie heikel solch arrogante und unsensible Machtdemonstrationen sind. Der Schaden im Sport ist angerichtet. Dass Fasel schon lange Freundschaften mit wenig integren Politikern auf der ganzen Welt pflegt, ist nicht neu und er ist lange nicht der einzige. Etliche Sportfunktionäre geniessen den Aufenthalt in Wladimir Putins Jagdhütte oder unternehmen Reisen in die Arabischen Emirate. Wieso sind diese Angelegenheiten nicht Privatsache und wieso gehen sie die Gesellschaft etwas an? Diese Frage ist sicherlich weder juristisch noch moralisch ganz einfach zu klären, jedoch medienrechtlich; es sind Personen von öffentlichem Interesse. Noch deutlicher wird es, wenn Korruption betrieben wird. Meist wird diese durch mächtige Repräsentanten wichtiger Institutionen oder Regierungen ausgeübt. Solche Entscheidungsträger dürften keinesfalls ihre Vertrauensposition missbrauchen, um ungerechtfertigte Vorteile zu erlangen. Geschehen sind solch skandalöse Handlungen mehrmals bei Vergaben von Olympischen Spielen oder auch bei Vergaben der prestigeträchtigen Fussball Weltmeisterschaften. Es läuft mir kalt den Rücken runter, liebe Leserinnen und Leser, wenn nur noch diktaturgetriebene Staaten Grossanlässe erringen können.

Sportliche Grossanlässe sind ein Flaggschiff für jede Nation.

Es ist des Sportes unwürdig, Athletinnen und Athleten in Länder mit despotischen Idealen oder Schreckensherrschaften wetteifern zu lassen. Weissrussland lässt keine Zweifel offen, dass Sport als machtpolitisches Instrument eingesetzt wird. Da kann der IIHF- Präsident noch lange behaupten, dass Sport und Politik getrennt werden müssen. Ausgerechnet sein Freund Lukaschenko posaunte heraus, dass Sport grosse Politik sei, insbesondere Eishockey. Zahlreiche Verhaftete, Gefolterte und Getötete sind beklemmendes Zeugnis einer brutalen Gewalt- und Angstherrschaft. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat Lukaschenko suspendiert. Ein weiteres, deutliches Zeichen, dass die Eishockey Weltmeisterschaften keinesfalls in Minsk stattfinden dürfen. Ich erwarte einen Boykott aller geladenen Nationen. Der Sport muss mehr Verantwortung übernehmen und zum Weltfrieden beitragen. Wir sind nicht einfach ein isoliertes, blindes Cluster um die Weltgeschehnisse herum. Sportverbände dürfen den symbolischen Akt zwischen Fasel und Lukaschenko nicht auf die leichte Schulter nehmen. Er ist leider Sinnbild für Vetternwirtschaft geworden. Die traurige Ignoranz gegenüber der weissrussischen Bevölkerung ist manifestiert.

In diesem Fall beschädigt die Umarmung der beiden egozentrischen Herren die Reputation der Eishockeyverbände, der Wintersportart Eishockey, ja gar den Sport als Ganzes.

Es wird zur Herkulesaufgabe, die Weltmeisterschaften an ein würdiges Land zu verleihen, falls dieses dann in der aktuellen, coronageprägten Situation dazu bereit ist. China wäre übrigens definitiv keine Option. Erstens haben sie selber kein Team, welches in der obersten Stärkeklasse mitspielen darf und zweitens ist Xi Jinping in kolonialer Manier, systematisch daran seine Weltherrschaft zu manifestieren. Ein Überwachungsstaat, der alle Minderheiten abwürgt, dürfte für Grossanlässe niemals in Frage kommen. Für die kommenden Olympischen Spiele, die natürlich längst abgesegnet sind, ist zu hoffen, dass sich der Sport nicht nur hinter die Olympische Charta stellt, sondern auch so handelt und keine Maulkörne in Kauf nimmt und der «olympische Friede» nicht zur Farce wird. Der griechische Ausdruck «Ekecheiria» symbolisiert «Olympisches Hände halten» und in diesem Sinne müsste endlich die Regel 50 der Charta angepasst werden: Sportlerinnen und Sportler sollen nicht mehr für friedliche Proteste bei Olympischen Spielen bestraft werden. Auf Druck der USA muss sich das IOC damit befassen und das Recht auf friedlichen Protest hoffentlich bald zulassen. Das wäre ein Verdienst von mutigen Menschen wie Tommie Smith, Megan Rapinoe und Colin Kaepernick. Sport kann etwas zum Weltfrieden beitragen - wenn man ihn den auch lässt.