Machtkampf in den Ferien

Eine Woche Sonne, Sand und Meer. Eigentlich bin ich fernab von den sportlichen Aktualitäten in der Schweiz und verfolge sie für eine Woche nur gelegentlich. Eine Ausnahme war der souveräne Sieg von «The Legend» Federer in Wimblendon. Das verpflichtet uns Schweizer Touristen natürlich auch beim lockeren Beach- Tennis am Strand zu variationsreichen Schlägen. Sie, liebe sportinteressierte Leserinnen und Leser, möchten von mir aber eine Meinung über ein aktuelles sportliches Ereignis oder Politikum lesen. Nun, das könnte sich als Knacknuss herausstellen. Ich kämpfe in Griechenland mit guten Internetverbindungen und kann daher nur schlecht recherchieren. Aber ich kann mich gerne mit dem Feriensport auseinandersetzen. So einiges ist zu beobachten und das oft faul vom Liegestuhl aus. Es gibt auffallend viele Jogger und Joggerinnen, meist am frühen Morgen oder gegen den Abend, welche das Barfusslaufen in leichter Bekleidung geniessen. Ich vermute, dass sich durch die ägäische Gelassenheit und dank der Anonymität mehr Leute laufen als zu Hause. Man fühlt sich nicht unter Zugzwang und Leistungsdruck und es ist egal, wie man aussieht. Windsurfen und Kitesurfen sind angesagt. Es treffen zwei total verschiedene Kulturen aufeinander und sie mögen sich nicht sonderlich. Es geht um klassische Revierkämpfe, respektive ums Wasserterrain. Eigentlich gibt es, wie in der Schweiz auch, Zonen für Kitesurfer. Nur halten sich nicht alle daran und so kommt es gelegentlich zu giftigen Wortwechseln. Surfer beschimpfen Kiter als ahnungslose Autopiloten, die jegliche Vortrittsregeln missachten. Die Surfer waren zuerst auf der Insel und haben sicherlich nicht vor, sich von den Neulingen vertreiben zu lassen. Es erinnert mich etwas an den Machtkampf zwischen den Snowboardern und den Skifahrern. Es geht nicht nur um Raumverteilung, sondern auch um Kulturkampf und Lifestyle. Schliesslich auch um den Sportmarkt. Es gibt mittlerweile Hotelangebote extra für Kiter; mit allem drum und dran. Ich widme mich nun einer uralten Sportart, einer Überlebensmassnahme: dem Schwimmen. Die meisten Leute planschen und baden im Meer und viele Frauen wollen ihrer Frisur zuliebe den Kopf gar nicht erst untertauchen. Es gibt aber auch diejenigen, die mit Schwimmbrille ausgerüstet, weiter ins Meer hinausschwimmen, als ich es mich je mit einer Luftmatratze getrauen würde. Ein irritierendes Erlebnis hatte ich morgens um 5.30 Uhr. Ich konnte nicht mehr schlafen und genoss die morgendliche Ruhe auf dem Balkon. Zwei Frauen preschten im Stechschritt Richtung Pool, bewaffnet mit Handtüchern. Etwas neidisch ab so viel Trainingseifer in den Ferien aber vorwiegend voller Bewunderung, wollte ich den beiden Damen beim Schwimmen zusehen. Es kam anders und ich lernte eine neue Feriensportart kennen. Die beiden haben mit ihren Strandtüchern gefühlte 20 Liegen besetzt und sind dann wieder ins Zimmer geschlendert, da sie uns anderen bereits besiegt hatten und Tempo nicht mehr von Bedeutung war.

Den Wassersport habe ich abgehandelt aber nicht zu vergessen ist der Pferdesport. Reiten am Strand muss wunderbar sein. Zwar nichts für mich – ich habe zu grossen Respekt vor Pferden. Es gibt aber viele Touristen, die diese Gelegenheit nutzen und in den Ferien zum ersten Mal auf ein Pferd steigen. Meine Schwester spottete, dass ich ja ein Steckenpferd satteln könne. So weit daneben geschossen hat sie nicht und wir diskutierten plötzlich über den grotesken Trendsport «Hobby horsing» für Kinder. Diese stellen vor einer Jury Reitturniere nach und traben in pferdemanier mit ihren Steckenpferden. In Finnland ist das die angesagte «Sportart» für Mädchen zwischen 10 und 18 Jahren. Ganz ehrlich, ich finde das irgendwie unheimlich. Aber ich habe mich bis anhin nicht damit befasst. Ich glaube aber gelesen zu haben, dass es beim «Hobby horsing» um Solidarität und Teamgedanken zwischen den Mädchen und Buben geht. Trotzdem bin ich froh, erlaubten Sie mir mit einem Augenzwinkern den Zynismus, wenn meine Kinder mit 16 Jahren einmal nicht mit dem Steckenpferd am Strand entlang galoppieren.